Donnerstag, März 28, 2024
Bauherrnopfer

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Erfahrungsbericht

Seat Leon ST Style 1.2 TSI Start/Stopp

In knapp 25 Jahren die meine Frau und ich nun automobil unterwegs sind konnten wir bereits 15 Autos unser Eigen nennen. Dazu kommen unzählige Dienstfahrzeuge aus meiner Zeit als KFZ-Verkaufsberater. Gemeinsam legten wir über eine dreiviertel Million Kilometer im Auto zurück. Man kann also ohne Übertreibung sagen, dass wir einen großen Teil unserer Zeit im Auto verbrachten und halbwegs wissen worauf es uns bei unseren Autos ankommt. Daher dachte ich mir, dass es nun an der Zeit wäre unsere Erfahrungen mit einem unserer aktuellen PKW zu teilen.

Da wir unseren Seat Leon ST nun seit knapp zwanzig Monaten besitzen und bereits 43.000 km damit zurück legten, kann man sogar von einem Langzeittest sprechen. Da die Geschichte etwas länger wird, kann ich den massiven Einsatz des Mausrades nicht nur verstehen, sondern für Leser die nur an den Fakten interessiert sind sogar empfehlen 🙂

Die Entscheidung

einen Seat Leon ST zu kaufen war eher eine pragmatische. Wir besaßen zuvor einen Seat Leon (1P) 2.0 TFSI FR mit 200 PS und DSG Getriebe. Dieses Auto war ein echtes Spaßmobil, hatte aber einen wenig zeitgemäßen Durchschnittsverbrauch von 10,4 Liter, durch das österreichische Steuersystem relativ hohe monatliche Fixkosten und auch schon knapp 130.000 km am Tacho als die Entscheidung fiel den Wagen zu verkaufen. Eine Entscheidung die wir zugegebener Maßen später bereuten, weil wir den Seat gegen einen übertragenen Peugeot 307 SW HDI eintauschten, der innerhalb eines Jahres Reparaturkosten von über 4.500,- Euro verursachte bevor er in einen Verkehrsunfall verwickelt und bis zur wirtschaftlichen Unrentabilität beschädigt wurde. Als Zweitwagen fuhren wir einen Golf Kombi, der auf Grund seines Alters und der Laufleistung ebenfalls nicht mehr länger am Leben erhalten werden konnte.

Da wir nun aber über ein Jahr zwei Kombis fuhren und uns an die durchaus vorhandenen Vorzüge des größeren Laderaumes bereits gewöhnt hatten, machten wir uns auf die Suche nach entsprechenden Modellen. Die Modellauswahl wurde etwas eingeschränkt, da wir über die Jahre immer wieder unterschiedliche Marken besaßen und letztendlich feststellten, dass wir nur mit Fahrzeugen des VW-Konzerns wirklich zufrieden waren. Wir hatten neben VW und Seat auch Fahrzeuge von KIA, Mazda, Suzuki, Toyota, Peugeot und Fiat. Überall gab es kleinere oder größere Probleme oder einfach Punkte die uns maßgeblich an den Modellen störten. Also beschränkten wir uns bei der Modellauswahl auf Fahrzeuge der Marken VW, Seat und Audi. Skoda schied wegen des Marken-Emblems aus, denn meine Frau reagiert auf diese Marke irrational ablehnend. Allerdings baute Skoda bislang auch eher Nutzfahrzeuge als emotional ansprechende Modelle.

Zudem musste es halbwegs schnell gehen, da unser Peugeot wie bereits erwähnt bei einem Verkehrsunfall zerstört wurde und wir natürlich einen entsprechenden Ersatz brauchten.

Wir ließen uns den VW Golf Variant ebenso rechnen wie den Audi A4. So sehr sich diese beiden Modell von der Größe her ähnlich sind, so sehr unterscheiden sie sich bei Ausstattungsumfang und Preis. Vor allem wegen des Preises Schied Audi sofort aus und wir konzentrierten uns auf den VW Golf Variant. Gerade zu dieser Zeit erfolgte auch die Markteinführung des Seat Leon ST, der sich die Plattform mit dem Golf Variant und dem Skoda Octavia teilt, und es gab, wie bei Markteinführungen üblich, auf einen Schlag plötzlich sehr viele Lagerfahrzeuge die zu den Händlern gestellt wurden. Leider ist gerade bei den ersten Kontingenten die Auswahl an Ausstattungskombinationen eher gering.

So gab es beispielsweise keine Benzinmotoren in Kombination mit dem DSG Getriebe. Obwohl wir gerne wieder ein DSG gehabt hätten, waren wir nicht bereit dafür einen Aufpreis von 2.400,- Euro für den Diesel mit gleicher Leistung zu bezahlen. Dazu wäre dann noch der Aufpreis für das DSG gekommen, also verzichteten wir darauf und schalten eben manuell. Aber auch diese Entscheidung bereute ich bereits. Vielleicht hätten wir uns nicht von der Not treiben lassen und einfach ein Fahrzeug entsprechend einer eigenen Konfiguration ordern sollen. Die Wartezeit wäre damals ’nur‘ zwei Monate gewesen. Irgendwie hätten wir die Zeit schon überbrückt.

Es ist wie es ist. Meine Frau und ich setzten uns also hin und gingen mal durch was der Wagen unbedingt haben müsste. In unserem Pflichtenheft standen letztendlich folgende Punkte:

  • Es sollte ein Kombi sein, weil wir den Platz brauchen. Wir gehen gerne Skifahren und sind sportlich und auch sonst viel unterwegs.
  • Ein Benzin-Motor wäre bevorzugt, da diese im Winter doch noch immer eine spur Laufruhiger sind und auch die winterlichen Kurzstrecken eher verkraften. Dem gegenüber steht ein nur noch unwesentlich höherer Verbrauch, was aber durch einen günstigeren Anschaffungspreis ziemlich wett gemacht wird.
  • Xenon oder LED Scheinwerfer. Die hatten wir bereits im Leon FR und wollen nun nicht mehr auf die gute Lichtqualität für Nachtfahrten verzichten.
  • Bluetooth Connection mit Freisprecheinrichtung, denn jegliches Nachrüstgerät bot bislang nur einen Bruchteil des Komforts. Vorzugsweise mit Lenkradfernbedienung
  • Abgedunkelte Scheiben hinten, obwohl man sich das auch recht einfach nachrüsten lassen kann.
  • Ein Tempomat sollte vorhanden sein, da wir oft auf Autobahnen unterwegs sind und es sehr komfortabel ist einfach eine Geschwindigkeit einzustellen und nicht mehr darauf achten zu müssen.
  • Regensensor, Lichtsensor und automatisch abdunkelnde Innenspiegel hatten wir schon im alten FR. Daher wollten wir darauf nicht verzichten.
  • Meine Frau wollte ein Fahrzeug mit weniger Leistung als der alte FR, da wir auf die Kosten schauen müssen und mehr PS eben auch höhere Versicherungs- und Steuerbeträge verursachen. Vom höheren Spritverbrauch mal abgesehen.
  • Na und kosten soll der Wagen natürlich so wenig wie möglich, da wir ihn finanzieren mussten und die monatlichen Kosten im Rahmen bleiben sollten.

Die Auswahl

war nach der Vorbereitung eigentlich nur noch Formsache. Mit diesem Pflichtenheft machte ich mich auf den Markenseiten von VW und Seat auf die Suche und selektierte einmal alles was in unseren Rahmen passte. Viel blieb auch nicht über. Durch die Einschränkung bei der Beleuchtung wurde auf der Seat-Seite nur noch eine kleine Auswahl an Modellen angeführt. Sowohl Style als auch FR Modelle waren dabei. Die meisten Seat Leon ST mit Style-Ausstattung verfügten über die 1.2 TSI Maschine mit 105PS oder den gleichstarken Diesel. Wie gesagt lag damals der Preisunterschied bei 2.400,- Euro. Meine recht einfache Rechnung war, dass sich der Diesel bei gleichbleibenden Spritpreisen und Steuern durch den geringeren Verbrauch und den ebenfalls geringeren Grundpreis pro Liter Diesel in etwa nach 80.000 km amortisieren würde. Da dürfte unsere Regierung aber nicht auf die Idee kommen, dass ein Diesel die Umwelt mehr belasten würde als ein Benziner und daher mit einer Strafsteuer belegt werden müsste. Gerade diesen Fall halte ich in den nächsten Jahren aber für durchaus möglich. So war ein Diesel für mich uninteressant.

Gerne hätte ich zum Benzinmotor mit 140PS gegriffen, doch der war lediglich in den FR Varianten lagernd und auf Grund des dadurch ziemlich in die Höhe getriebenen Grundpreises für uns uninteressant.

Schlussendlich verglich ich den Seat Leon ST 1.2 TSI Style Sart/Stopp mit einem baugleichen VW Golf Variant und ganz heimlich ohne es meiner Frau zu verraten mit einem Skoda Octavia Kombi. Erstaunlich war bei dem Vergleich, dass der Seat ausstattungsbereinigt das beste Angebot ablieferte. Dass der VW am teuersten sein würde stand für mich außer Frage, schließlich bot er noch immer die höchste Wertstabilität im Vergleich und hatte meines Erachtens auch die etwas wertigeren Materialien an Bord (soweit man das eben erfühlen kann). Wirklich interessant fand ich, dass der Skoda im direkten Vergleich um 2,5% teurer war als der gleich ausgestattete Seat. Natürlich hätte der Octavia mehr Kofferraumvolumen bereit gestellt und auch das eine oder andere Gimmick (Müllsäcke in den Türen, Regenschirmfach) mehr gehabt, die Optik vom Seat aber war eher sportlich und in Richtung Audi gehend und hatte nicht den Lastesel-Charme eines klassischen Kombis.

Es fiel also nicht schwer uns auf Seat festzulegen. Lediglich das genaue Modell und die Farbe waren noch unklar. Dabei half uns aber der lokale Seat-Verkauf.

Der Kauf

war letztendlich stark von dem Entgegenkommen der verschiedenen Händler abhängig. So mussten wir uns einerseits danach richten über welche Lagerfahrzeuge die einzelnen Händler verfügten und andererseits den preislichen Spielraum nicht außer Acht lassen. Das Angebot das wir kurz vor Weihnachten erhielten war für uns wie ein Weihnachtsgeschenk. Natürlich schenkt dir keiner was, und schon gar nicht im Autohandel, aber der Preis den wir unterm Strich zu bezahlen hätten war für uns OK. Schließlich geht es nicht um die Höhe des Rabattes und die Anzahl an zusätzlichen Geschenken wie Fußmatten, sondern es geht darum, dass man als Kunde mit dem Angebot gut leben und es sich über die Laufzeit auch leisten kann.

Wir finanzierten den Wagen über die Porsche Bank mit 60 Monaten Laufzeit und gaben eine höhere Kilometerleistung als die zu erwartende an um den Restwert zu drücken. Schließlich haben wir vor dieses Fahrzeug aus dem Leasingvertrag auszukaufen und bis zu dessen Lebensende zu fahren. Auch unsere Kinder brauchen mal ein Auto und dann möchte ich doch lieber eines haben das ich von Anfang an kenne und selbst gepflegt habe. Wer weiß wie andere Leute mit ihren Autos umgehen.

So nun hatten wir endlich unseren neuen Seat Leon ST und ich kann zu unseren Erfahrungen mit dem Auto übergehen.

Die Optik

des aktuellen Seat Leon (5F) ist meiner Meinung nach sehr sportlich. Gerade bei diesem Modell ist es aber so, dass der Kombi sogar eine Spur besser aussieht als der kompakte 5-Türer. Durch die längere Karosserie und den entsprechend gestreckten Körper sieht der Kombi dynamischer und agiler aus.
Die Designer zogen die Dachlinie gegen den Kofferraum hin nach unten wodurch der Kombi die üblichen Assoziationen mit Lastesel, Familienkutsche, Vertreterauto und ähnlichen vermeidet.

Angefangen vom derzeitigen Markengesicht dessen markante Scheinwerfer weit in die Kotflügel reichen und dessen Kühleinlässe mit sportlichen Waben-Blenden versehen sind, spannt sich eine mit Schwung verlaufende Kante bis weit in die hinteren Türen hinein, wo sie von einer weiteren abgelöst wird die dann in den Kofferraumdeckel überführt. Durch diese beiden unabhängigen Kanten in der Fahrzeugseite bekommt man den Eindruck, dass der Seat Leon ST einem Raubtier gleich zum Sprung bereit ist und nur drauf wartet von der Leine gelassen zu werden. All die Kanten und Schwünge verleihen diesem Modell eine unglaubliche optische Dynamik die den Wagen bereits im Stand sportlich aussehen lassen.

Die in der Schürze verbauten Nebelscheinwerfer passen sich sehr gut in das Gesamtbild der Front ein und wirken im Gegensatz zu manch anderem Fahrzeugdesign überhaupt nicht deplatziert. Leider passt die Lichtfarbe der verwendeten Leuchtmittel überhaupt nicht zu der Lichtfarbe der LED-Scheinwerfer. Natürlich sieht man das nicht, wenn man im Auto sitzt, aber es wäre schön, wenn auch bei den Nebelscheinwerfern auf die LED-Technologie zurück gegriffen würde oder zumindest Leuchtmittel zum Einsatz kämen die halbwegs vergleichbare Lichtfarben wie die Hauptscheinwerfer hätten.

Bei den Außenspiegeln wurde in der Design-Abteilung von Seat endlich mal ordentlich Hand angelegt, nachdem die Spiegel der letzten Leon-Generation den Anschein erweckten, dass sie im Designprozess vergessen und dann noch schnell von einem Zulieferer angekauft wurden. Am aktuellen Modell gliedern sich die Außenspiegel in das kantige und sportliche Gesamtbild perfekt ein. Zudem sind die Seitenblinker in Form von LED-Balken in die Spiegelgehäuse integriert.

Die Türgriffe dürften für große Menschen fast schon etwas tief angebracht sein. Meine Frau und unsere Kinder stört das nicht. Mich stört es auch nicht, aber es fiel mir sofort auf, dass die Türgriffe etwa fünf Zentimeter tiefer angebracht sind als beim Vormodell. Vermutlich ist das dem Design geschuldet, da genau über den Griffen in den Vordertüren eine Kante verläuft.

Durch die flach stehenden Frontscheibe enthält der Seat Leon eine fließende Form die sehr gut ins Auge geht. Ein kleiner Nachteil ist das dadurch stärker Aufhitzen des Innenraumes. Ebenso etwas unpraktisch ist die etwas eingeschränkte Sicht nach links Vorne durch die sehr flach stehende A-Säule. Bei langgezogenen Linkskurven im Wohngebiet neige ich dadurch dazu mich am Lenkrad nach Vorne zu ziehen um während der Fahrt den schlecht einsehbaren Bereich zu minimieren.

Über das nach Unten ziehende Dach ersteckt sich auf beiden Seiten eine bündig angebrachte Dachreling. Diese wirkt viel eleganter als die früheren abstehenden Modelle. Audi verbaut diese Dachträger bereits seit vielen Jahren und zur sportlichen Optik des Seat Leon ST passen diese Träger ebenso gut. Ich finde sogar, dass der Wagen nicht so gut aussehen würde, wenn die Reling nicht da wäre.

Am Heck fällt zuerst die schräge Heckscheibe auf, die dem Seat Leon ST einen sportlicheren Touch verleiht und gleichzeitig eine massive Einschränkung des Kofferraumes darstellt. Kombis mit steilerer Heckscheibe haben einen erheblich höheren Nutzwert. Braucht man einen Transporter, dann wird der Seat Leon vermutlich nicht die erste Wahl sein. Weiter sorgen die LED-Rückleuchten für einen markanten Abschluss dieses Kombis. Sie sind gleichsam gut sichtbar wie gefällig und haben einen hohen Wiedererkennungswert im aktuellen Design-Einerlei vieler Kombis. Der Überhang des Hecks passt dem Modell sehr gut. Im Gegensatz zu anderen Kombis wirkt dieses Modell nicht wie ein kompakter 5-Türer mit Rucksack sondern steht da wie aus einem Guss.

5 von 5 Sternen für die Optik

Der Innenraum

ist das was man beim Autofahren am häufigsten sieht und nützt. Daher ist es wichtig, dass hier alles passt und dort ist wo man es erwartet. Möglicherweise bin ich gerade in diesem Bereich etwas Markenblind, da ich der Meinung bin, dass gerade VW mit dem Golf nicht nur eine eigene Fahrzeugklasse schuf, sondern auch in der Bedienung Standards setzte. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich mich in Fahrzeugen anderer Marken nicht zurecht finden würde, aber so schnell und problemlos zurechtfinden wie in einem Fahrzeug des VW-Konzerns konnte ich mich noch in keinem anderen Modell.

Die Schalter sind dort wo man sie erwartet, die Funktionen der überfrachteten Bordelektronik einfach zu navigieren. Auch ohne einen Blick in das Bordbuch zu werfen hatte ich nie das Gefühl mich nicht zurecht zu finden. Auch gab es nie den Fall, dass ich mir dachte „Wo finde ich jetzt diese Einstellung?“ oder „Wo ist nochmal der Knopf dafür?“ Die Bedienung ist intuitiv einfach und logisch aufgebaut. Wobei ich zugeben muss, dass ich sowohl den Drehregler für das Abblendlicht als auch den Lenkstockhebel auf Grund der Sensoren für Licht und Regen bislang kaum verwenden musste.

Im Gegensatz zum Vorgängermodell fühlen sich die eingesetzten Material nun auch viel hochwertiger an. Wurden früher vorwiegend harte Kunststoffe eingesetzt, so fühlt sich beim Leon ST alles eine Klasse besser an. Das Armaturenbrett ist geschäumt und ebenso weich wie die Armauflagen in den Türverkleidungen. Die Haptik der Materialen ist sehr angenehm und hochwertig. Greift man zum Türöffner spürt man ebenso die Verbesserungen in der Materialanmutung. In der Kategorie Innenraumdesign haben die Designer und Produktverantwortlichen von Seat wirklich ganze Arbeit geleistet.

Die Sitze

sind gut geformt, bieten einen sehr guten Seitenhalt ohne dabei beengend zu wirken und lassen sich perfekt auf Fahrerinnen und Fahrer zwischen 150 und 195 cm Körpergröße justieren. Die Längsverstellung ist auch für sehr lange Beine geeignet. Durch die parallele Höhenverstellung kann man sich ideal in Richtung Autodach hochpumpen. Dabei wird die Sitzfläche beim Verstellen der Höhe nicht geneigt. Bei manchen anderen Herstellern neigt sich die Sitzfläche schräg nach hinten wenn man den Sitz tiefer stellt. Zudem lassen sich natürlich die Lehnen neigen wie bei jedem anderen Fahrzeug. Bei unserem Seat ist eine Lendenwirbelstütze verbaut, die einem auch bei langen Fahrten Rückenschmerzen erspart.

Als Option kann man bei Seat den Beifahrersitz mit klappbarer Lehne wählen. Bei unserem Lagerfahrzeug war dieses Extra enthalten. Obwohl mir beim Kauf keine Situation einfallen wollte bei der dieses Extra sinnvoll wäre, konnte ich mich bereits ein halbes Jahr nach dem Kauf von der Nützlichkeit der Lehne überzeugen. Unser Sonnenschirm musste, durch einen Sturm heftig gebeutelt, zum schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben zurück gebracht werden. Nur durch den klappbaren Sitz konnten wir den Schirm in den Wagen laden. Und das auch noch bequem ohne Probleme.

An den Rückseiten der Vordersitze sind schmale Taschen angebracht in denen die Kinder Kleinigkeiten ablegen können. In der Mitte der Rückbank lässt sich eine Mittelarmlehne ausklappen in der sich zwei verstellbare Becherhalter eingebaut sind. Hinter der Lehne versteckt sich eine Durchlade die groß genug ist um vier Paar Skier durchzuladen. Allerdings klappt das nur mit längeren Skiern, da das Loch für die Skibindungen zu klein wäre. Außerdem gibt es keinen integrierten Skisack wodurch nasse Sportgeräte zu Flecken auf den Sitzpolstern führen. Wir lösten das Problem mit einem Skisack in dem wir normaler Weise unsere Ski lagern. Dieser lag einfach in der Durchlade und fing das Wasser auf.

Die Rückenlehne der Rückbank lässt sich im Verhältnis 40% zu 60% umklappen. Dies kann bequem vom Kofferraum aus erledigt werden. Dazu gibt es auf jeder Seite einen Hebel zur Entriegelung. Wenn die Lehnen umgelegt sind erhält man eine nahezu ebene Ladefläche, vorausgesetzt man hat den Ladeboden des Kofferraums in der oberen Schiene eingelegt.

Der Stoffbezug ist angenehm und verursacht keine elektrostatische Aufladung. Zudem ist er nicht besonders Anfällig für Verschmutzungen.

Zwischen den Vordersitzen ist eine aufklappbare, in der Neigung verstellbare und längs verschiebbare Mittelarmstütze verbaut, die breit genug ist um die Arme von Fahrer und Beifahrer aufzunehmen. Darin befindet sich ein kleines Fach in dem zum Beispiel Münzen für Einkaufswagen, Kaugummis, Ladekabel für das Telefon oder anderer Kleinkram Platz finden. Zudem ist es recht angenehm, wenn man seinen Arm auf längeren Fahrten ablegen kann.

Der Kofferraum

ist im Vergleich mit anderen Kombis dieser Klasse etwas klein geraten. Natürlich reicht es für den täglichen Bedarf einer vierköpfigen Familie, aber manchmal stößt man bereits etwas zu früh an die Grenzen des Laderaums.

Zudem ist der Laderaum gut gestaltet. An beiden Seiten des Kofferraums gibt es Mulden für diverses
Kleinzeug, Scheibenreiniger, Öl zum Nachfüllen oder einfach Einkaufstaschen. Auch können Einkaufstaschen an Haken befestigt werden. Unter der Bodeneinlage sind neben dem Reserverad und dem Bordwerkzeug auch Fächer für die Sichere Verwahrung unterschiedlicher Dinge vorhanden. Wir lagern dort das Pannendreieck und die Autoapotheke. Außerdem kann man unter dem Ladeboden des Kofferraums das Rollo der Laderaumabdeckung verstauen solange man den Boden in der oberen Position liegen hat.

Zur Vergrößerung des Ladevolumens kann man den Ladeboden eine Stufe tiefer einsetzen. Dabei wird die Höhe des Kofferraums um knapp zehn Zentimeter vergrößert. Dadurch ergibt sich zwischen Kofferraum und Lehnen der Rücksitze allerdings eine Stufe. Bei vergrößertem Laderaum ist es nicht möglich die Abdeckung darunter zu verstauen. Außerdem passt die Kunststoffwanne die es im Zubehörhandel gibt nur solange die Einlage in der oberen Schiene eingelegt ist.

Das Entertainment-System

ist bereits in der kleinsten, serienmäßigen Version sehr übersichtlich gestaltet und bietet einen großen Funktionsumfang. Neben dem klassischen Radio-Empfang können CD und diverse digitale Formate abgespielt werden. Dazu sind im Handschuhfach ein USB-Anschluss sowie ein AUX-Eingang zu finden. Weiters lassen sich Inhalte von einer SD-Karte oder direkt über Bluetooth-Audio vom Handy aus abspielen.

Das Mediasystem lässt sich einfach mit dem Smartphone koppeln und übernimmt, abhängig vom verwendeten Handy, die Kontakte und die Anruferliste. Die Suche nach Kontakten und die Auswahl sowie die Herstellung einer Verbindung ist simpel.

Ebenfalls über das Mediasystem gesteuert werden die Grundeinstellungen des Bordcomputer, die Komfortfunktionen sowie die Klimaanlage, die man allerdings auch komplett über die Regler der Armaturentafel steuern kann. Fensterheber, automatische Türverriegelung, Coming Home Funktion der Scheinwerfer und vieles mehr lässt sich direkt am Touchdisplay konfigurieren.

Dabei läuft die Bedienung über einen Kombination aus Touch-Screen, Tasten und Drehregler. Intuitiv und ohne maßgebliche Ablenkung vom Verkehr. Wobei die wichtigsten Einstellungen direkt über die Lenkradfernbedienung erfolgen. Hier ist es die Kombination aus Tasten und Rändelrädern, die eine Verbindung zwischen Fahrer und Bordelektronik schafft.

Es können Sender gewechselt, die Lautstärke reguliert, Telefongespräche angenommen und abgelehnt werden. Dazu gibt es die Möglichkeit den Bordcomputer zu bedienen und eine Sprachwahl zu starten.

Die Sprachwahl funktioniert im Übrigen recht passabel, jedoch nicht gut genug um mich damit anfreunden zu können. In meinem Adressbuch befinden sich weit über hundert Kontakt bei denen es zwangsläufig dazu kommt, dass einige Namen ähnlich klingen. Dadurch fällt es dem System schwer zu differenzieren und den richtigen Kontakt zu finden.

Mit der Qualität der Freisprecheinrichtung sind wir mehr als zufrieden. Diese bietet neben einer perfekten Sprachqualität des Lautsprechers auch eine sehr gute Übertragung des Mikrophons. Selbst bei Autobahntempo kann man ordentlich telefonieren. Das einzige Manko beim Freisprechen ist der viel zu laute Klingelton, der abhängig von der Gesprächslautstärke ist. Erhöht man also während der Fahrt mit hoher Geschwindigkeit die Lautstärke um seinen Gesprächspartner besser zu verstehen, dann bekommt man fast einen Herzinfarkt wenn das nächste Mal ein Anruf herein kommt.

Die Funktionsausstattung

ist bei einem modernen Auto extrem umfangreich. Unzählige Features die einem den Autoalltag erleichtern sollen sind bereits serienmäßig an Bord oder können aus der überschaubaren Aufpreisliste gewählt werden.

Über die Möglichkeiten die das serienmäßige Entertainmentsystem bietet schrieb ich ja bereits. Zusätzlich kommt man bei dem von uns getesteten Style-Modell in den Genuss der wirklich

ausgezeichneten LED-Scheinwerfer, die ein absolutes Highlight – im wahrsten Sinne des Wortes – im nächtlichen Fahrbetrieb sind. Das Tagfahrlicht umrahmt dabei die großen, sportlich geschnittenen Scheinwerfer deren jeweils acht leistungsstarke LEDs die Straße in kaltweißes Licht tauchen. Die Lichtfarbe ist dabei sehr angenehm und ermöglicht auch über Stunden ein relativ ermüdungsfreies Fahren in der Nacht. In Kombination mit dem Lichtsensor muss man sich lediglich um das Aktivieren und Deaktivieren des Fernlichts kümmern, so man keinen Fernlicht-Assistenten an Bord hat. Ich persönlich möchte nach der Erfahrung mit den Voll-LED-Scheinwerfern in Zukunft keine Halogen-Beleuchtung mehr nützen müssen.

Fensterheber an allen vier Fenstern sind natürlich ebenso Standard wie elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel sowie einer Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Die Fensterheber lassen sich auch über die Fernbedienung öffnen oder schließen. So kann man im Sommer auf dem Weg zum heißen Auto am Parkplatz des Einkaufscenters bereits kurz vorher die Fenster öffnen um die aufgeheizte Luft raus zu lassen. Beim Verschließen des Autos können offen gelassene Fenster geschlossen werden.

Die Heizung der Außenspiegel hat keinen Timer und läuft solange man den Schalter der Spiegelverstellung auf der entsprechenden Position hat. Bei der Zentralverriegelung hat man die Wahl ob alle Türen aufgesperrt werden, wenn man den Knopf auf der Fernbedienung drückt. Das ist im dunklen Parkhaus oder am nächtlich eher gruseligen Parkplatz sehr angenehm, da so keine dunklen Gestalten unbemerkt auf der Beifahrerseite einsteigen können weil ja nur die Fahrertüre entregelt wird. Ebenso kann man den Kofferraum entriegeln ohne die Türen aufsperren zu müssen. Der Vorteil liegt dabei darin, dass der Wagen nach dem Schließen des Kofferraumdeckels wieder komplett verriegelt ist.

Der Regensensor

ist ebenso wie der Lichtsensor und der automatisch abblendende Innenspiegel ein absolut sinnvolles Extra. Stellt man den Lichtschalter auf „Automatik“, dann wechselt der Wagen selbsttätig zwischen Tagfahrlicht und Abblendlicht, wenn es die Situation erfordert. Den Lichtschalter betätigte ich dadurch in den letzten eineinhalb Jahren sicher nicht öfter als fünf bis zehn Mal. Immer dann, wenn ich die Nebelscheinwerfer brauchte.

Ähnlich verhält es sich mit dem Scheibenwischer. Der Schalter dafür befindet sich befindet sich eigentlich immer in der Intervall-Position in der die Regelung durch den Regensensor erledigt wird. Von leichten Tröpfeln bis zum starken Schauer wählt die Elektronik für Gewöhnlich das ideale Intervall. Ab und zu muss man den Regler für die Intensität nachjustieren, aber im Normalfall funktioniert das Perfekt. Solange die Automatik aktiv ist wird auch der Heckscheibenwischer bei Regen aktiviert sobald der Rückwärtsgang eingelegt wird. Einziges Manko, wenn wir gerade bei den Scheibenwischern sind ist die fehlende Anzeige für den niedrigen Füllstand der Scheibenwaschflüssigkeit. So eine Warnleuchte gab es bereits in unserem VW Bora Baujahr 1999 und die war eine wirklich praktische Sache.

Eine angenehme Sache ist der automatisch abblendende Innenspiegel der Blendungen durch den nachfolgenden Verkehr über den Innenspiegel verhindert. Die elektrochromatische Schicht wird dabei automatisch verdunkelt sobald die von nachfolgenden Autos verursachte Lichtstärke höher ist als die von Vorne auftreffende. Also meistens in der Nacht. Leider gab es keine automatisch abblenden Außenspiegel als wir unser Auto kauften. Da es natürlich über die Seitenspiegel immer wieder zu Blendungen kommen kann, wäre das ein ganz nettes Extra gewesen.

Die Klimaanlage

bietet eine ordentliche Leistung und schafft es auch an den heißesten Tage das Klima im Auto auf ein

vernünftiges Niveau zu senken. Dabei können an den vorderen Plätzen die Temperaturen unabhängig von einander eingestellt werden, was bis zu einem gewissen Grad auch funktioniert. Natürlich sind zu große Unterschiede nicht wirklich realisierbar, da die Trennung nur durch die unterschiedlichen Luftströme in den Lüftungskanälen erfolgt.

Auch für die hinteren Sitze gibt es endlich zwei Lüftungsschlitze die sich in der Mittelkonsole befinden und getrennt von einander ausrichten sowie öffnen und schließen lassen. So erhält wirklich jedes Familienmitglied die perfekte Klimatisierung. Soweit es die Empfindlichkeit der Personen zulässt. Denn meine Frau reagiert extrem empfindlich auf kalte Zugluft und schafft es einfach nicht die perfekte Einstellung der Lüftungsgitter zu finden um Kopfschmerzen zu vermeiden. Das liegt vermutlich daran, dass beim Klimatisieren immer ein leichter Luftzug durch die Schlitze der Windschutzscheiben-Belüftung und ebenso durch die immer geöffneten Schlitze der Seitenscheiben-Belüftung dringen. Dadurch gibt es immer eine Luftbewegung, die abhängig vom Betrieb der automatischen Klimaanlage mehr oder weniger stark ist.

Die Defrost-Funktion für die Windschutzscheibe und die Heckscheibenheizung liefern absolut perfekte Ergebnisse die gerade bei der Windschutzscheibe nur noch durch eine aktive Beheizung der selben übertroffen werden könnte.

Mit den Parksensoren

vorne und hinten kann man auch in kleinsten Lücken gut einparken wobei man ihnen natürlich glauben muss, dass der Abstand wirklich bereits so gering ist wie es das System vermittelt. Sowohl

akustisch als auch optisch wird die Entfernung zu einem Hindernis angezeigt sobald das Fahrzeug entsprechend langsam unterwegs ist. Also auch wenn man bei der Ampel etwas knapper auf den Vordermann auffährt oder sich ein Fahrzeug von hinten zu sehr annähert wird dies im Display angezeigt. Hier allerdings ohne akustische Signalgebung.

Grundsätzlich kann man für die Sensoren unterschiedliche Ton-Höhen und auch Lautstärken festlegen. Dadurch weiß man immer welche Sensoren gerade ein Hindernis melden. Durch die geringer werdenden Abstände zwischen den Pieptönen erhält man einen Hinweis auf den geringer werdenden Abstand. Neben der akustischen Führung sieht man im Display des Mediasystems eine optische Darstellung. Das ist recht praktisch aber nicht wirklich notwendig. Das Display beachten wir eher selten, wobei wir uns an die akustische Führung bereits so gewöhnten, dass sie uns in unserem Zweitauto – einem Seat Mii – beim Einparken abgeht.

5 von 5 Sternen
für die Funktionsausstattung

Der Motor

ist von meiner Warte aus der größte Kritikpunkt. Wobei ein großer Teil davon auf unserem Mist

gewachsen ist, da wir ja eine ‚kleine‘ und leistbare Motorisierung wollten. Auch wenn wir zuvor sowohl Probefahrten mit dem 105 PS Benziner als auch mit dem äquivalenten Diesel machten und bereits wussten, dass es sich um kein Wunder an Spritzigkeit handelt, hätten wir nicht damit gerechnet derart oft an die Grenzen der Leistungsbereitschaft zu stoßen. Bei diesem Motor merkt man, dass der Downsizing-Wahn vermutlich bereits gegen Limits kommt.

Audi rudert ja bereits zurück und führt einen neuen Begriff in den Autobau ein, nämlich das Rightsizing. Damit beziehen sich die Entwickler darauf, dass alleine durch Verkleinerung des Hubraums kaum weiteres Sparpotential beim Verbrauch erzielt werden kann. So sollen die Hubräume neuer Motoren nun wieder vergrößert, dafür aber die Verbrennungseffizienz verbessert werden. Dadurch verfügen die Motoren über etwas was unserem Seat gefühlsmäßig gänzlich fehlt: Drehmoment. Gerade beim Ampelstart ist ein ausreichend dimensioniertes Drehmoment nicht zu unterschätzen. Natürlich immer abhängig in welchem Drehzahlbereich es anliegt.

Unser Seat Leon ST verfügt wie bereits angesprochen über die 1.2 TSI Start/Stopp Maschine die mittlerweile mit 81 kW/110 PS in der Liste steht. Die Unterschiede zu unserer um 5 PS schwächeren Variante liegen vermutlich aber nur in ein paar kleinen technischen Änderungen und werden im Fahrbetrieb nahezu unbemerkt bleiben.

Nun muss ich der Ehrlichkeit halber sagen, dass ich jeher eher ein sportlicher Fahrer war und natürlich alle weiteren Seat ungerechter Weise mit unserem alten Leon FR vergleiche. Dieser verfügte über 0.8 Liter mehr Hubraum, hatte um 95 PS mehr Leistung und um gut 75 Nm mehr Drehmoment. Außerdem kann man selbst nicht so schnell und geschmeidig schalten wie es das DSG tat. Bei aller Sentimentalität muss man aber auch die 3,5 Liter Mehrverbrauch je 100 km sehen was bei der aktuellen Laufleistung von 43.000 km über 1.500 Liter Super-Benzin entspräche. Oder anders gesagt: Wir hätten in den vergangenen 20 Monaten pro Monat um rund 100,- Euro mehr für Benzin ausgegeben.

Die Fahrleistungen

entsprechen der Motorleistung. Eine Leistung von 105 PS, so hat man zumindest das Gefühl, entspricht derzeit in etwa der Standard-Motorisierung eines durchschnittlichen Kleinwagens. Oder anders gesagt: „Leg dich an der Ampel nicht mit einem Polo an, denn dieses Rennen wirst du verlieren!“

Obwohl so schlimm ist es natürlich auch nicht. Der Motor hat an Betracht des geringen Hubraums noch genug Potential um den nicht mehr ganz leichten Seat Leon ST zügig zu bewegen. Dabei hilft das Prinzip der doppelten Aufladung. So sorgt im unteren Drehzahlbereich ein Drehkolbenlader dafür, dass die angesaugte Luft verdichtet wird. Die Verdichtung passiert ab etwa 2.000 Umdrehungen pro Minute, was man beim Fahrverhalten auch merkt, denn unter 1.800-2.000 Umdrehungen ist der Motor ziemlich schwach auf der Brust. Über 3.000 Umdrehungen wird die Verdichtung durch einen Abgasturbolader übernommen und der Drehkolbenlader entkoppelt. Durch die frühe Verdichtung der Luft durch den zweiten Lader wird der Mangel an Hubraum etwas abgefedert. Von dem ganzen Lader-Spaß merkt man außer einem agileren Ansprechen ab 2.000 Umdrehungen nichts. Bei knapp 5.000 Umdrehungen ist dann die Luft raus. Darüber hinaus zu drehen ist sinnlos da der Motor sich dann verhält wie Usain Bolt beim Marathon-Lauf. Angestrengt und kraftlos.

Will man sein Fahrzeug gemütlich und effizient bewegen, dann hält man die Drehzahl im Bereich zwischen 2.000 und 3.000 Umdrehungen. Das ist auch der Bereich den sich der Bordcomputer für seine Schaltempfehlungen auserkoren hat um den Fahrer möglichst spritsparend durch die Straßen zu lotsen. Mit Empfehlungen spart der Bordcomputer übrigens nicht, wenn man ihn lässt. So mokiert er sich über geöffnete Fenster bei Freiland-Tempo, über eingeschaltete Klimaanlagen und Heckscheibenheizungen und noch einige andere Dinge die den Spritverbrauch heben können. Es ist zwar nett, wenn man immer im Dialog mit seinem Auto steht und jederzeit Hinweise bekommt wann die Kupplung zu treten und vor allem wieder zu lösen ist, aber nach knapp 10.000 km brachten wir ihn durch ein Setting im Menü zum Schweigen. Zu oft wollte er sich uns mit immer den gleichen Hinweisen aufdrängen.

Sollte man versucht sein den einen oder anderen Ampelstart zu gewinnen, dann empfiehlt es sich möglichst alleine im Fahrzeug zu sitzen, da sich der kleine Motor bei familiärer Vollbelegung von zwei Erwachsenen und zwei leichtgewichtigen Kindern bereits merklich plagt. Sollte man dann noch in die Verlegenheit kommen neben sich als Fahrer weitere vier Erwachsenen und vielleicht sogar ein bisschen Reisegepäck zu transportieren, dann erübrigt sich jeglicher Blitzstart-Versuch.
Sobald man das Motörchen in den Drehzahlbereich jenseits der 3.000 Umdrehungen gebracht hat, verbessert sich die anfänglich trübe Laune etwas, weil er dann etwas williger am Gas hängt und auch spontaner auf einen entsprechenden Beschleunigungswunsch reagiert.

Auch wenn der Seat Leon ST mit dem 1.2 TSI Motor nicht zum Rennwagen taugt, so reicht sein Potential allemal für das fröhliche Strafen-Sammeln. Schließlich schafft es der Motor, wenn es die Gesetzeslage erlaubt und man ihm einen entsprechend langen Anlauf gewährt, den Leon ST auf der Autobahn nahe der 200 km/h Marke zu bewegen. Die Tachonadel überschreitet dann naturgemäß die 200 deutlich, doch das GPS sagt mit 197 km/h etwas Anderes.

Der Spritverbrauch

lag bei uns über die Laufleistung von 43.000 km bei durchschnittlich 6,87 Liter pro 100 km. Damit verbraucht unser Seat Leon ST gleich viel Treibstoff wie der Peugeot 307 SW HDI mit 109 PS verbrauchte. Der fuhr allerdings mit Diesel. Natürlich könnte man das Auto sicher sparsamer bewegen, dazu müssten wir aber unsere Gewohnheiten ändern. Der Bordcomputer auf dem Bild zeigt den Verbrauch nach knapp zwei Monaten intensiverer Stadtnutzung, was den Verbrauch etwas in die Höhe trieb.

Die Zusammensetzung der gefahrenen Strecken war innerhalb der letzten 20 Monate immer in etwa folgender Maßen:

  • 55% Stadtanteil
  • 20% Freilandstraße
  • 25 % Autobahn

Bei Fahrten die uns vorwiegend über Freilandstraßen führten und daher mit einem Tempo von maximal 115 km/h erfolgten, lag der Verbrauch für gewöhnlich bei etwa 3,9-4,2 Liter/100 km. Allerdings genehmigt sich der kleine Motor gerade auf der Autobahn gerne ein bisschen mehr Treibstoff. Tritt man das Gaspedal beherzt durch, dann springt die Anzeige fröhlich in den zweistelligen Bereich, um dort zu verweilen bis man das Tempo wieder auf ein politisch korrektes Maß reduziert. Als schneller Fahrer wird man zuweilen ja schon als Umweltsünder erster Klasse abgestempelt.

Pro 1.000 km verlangt der kleine aufgeladene Motor nach 100 Milliliter qualitativ hochwertigem Schmiermittel. Man sollte also immer ein Auge auf den Ölstand haben. Allerdings ist dieser Seat der erste Wagen den wir hatten bei dem die Warnleuchte und der Hinweis über den zu niedrigen Ölstand auch wirklich kommt bevor sich die Kolben im Zylinder fest fressen. Das Risiko einen Motorschaden zu erleiden ist dadurch nicht wirklich hoch. Innerhalb eines Service-Intervalls mit 30.000 km würde der Motor komplett trocken laufen, wenn man nicht ab und zu mal Öl nachfüllt. Wir haben uns angewöhnt alle 5.000 km einen halben Liter Öl zu ergänzen.

Das Start/Stopp System

ermöglicht es mit einem halbwegs vernünftigen Verbrauch durch die Stadt zu zuckeln. Dadurch wird an der Ampel der Motor gestoppt und unnötiger Treibstoffverbrauch verhindert. Versuchsweise schalteten wir das System eine Woche lang aus um zu sehen was es für einen Unterschied machen würde. Im Schnitt brauchten wir um rund 0,3 Liter mehr Super-Benzin auf 100 km. Dieses System wirkt sich allerdings nur im Stadtverkehr oder beim Stopp & Go auf der Stadtautobahn aus, da es ja den Motor des stehenden Fahrzeugs stoppt. Das wiederum passiert nur bei warmen Motor und wenn es keine Verbraucher, wie die Klimaanlage an heißen Tagen, gibt die ein Weiterlaufen des Motors erforderlich machen würden.

Sobald das System aktiviert ist, und das ist es standardmäßig immer, schaltet sich der Motor bei Geschwindigkeiten unter 3 km/h ab. Sämtliche Verbraucher laufen allerdings weiter. So wird man vom lokalen Radiosender weiterhin mit immer den gleichen Songs gequält, erhält bei Regen freie Sich nach Vorne weil die Scheibenwischer arbeiten und auch die Lüftung versorgt den Innenraum mit mehr oder weniger klimatisierter Luft.

Der Motor startet wieder, wenn man anfahren möchte und dazu die Kupplung tritt (beim DSG wenn man von der Bremse steigt), wenn der Wagen rollt und dabei über 5 km/h schnell wird oder wenn es die Situation erfordert, also die Klimatisierung des Raums Wärme oder Kühlung erfordert oder einfach der Motor zu sehr abkühlt. Beim Startvorgang wird nun weder das Radio unterbrochen noch merkt man sonst irgendwie unangenehm, dass der Motor wieder angeworfen wird. Lediglich die Scheibenwischer stoppen für einen Moment, wenn sie gerade auf dem Weg sind während der Motor gestartet wird.

Anfangs war es noch ungewohnt und vielleicht sogar etwas unangenehm, aber mit der Zeit gewöhnten wir uns daran, dass der Motor ‚abstirbt‘ und suchen bereits nach einem Fehler, wenn er mal nicht gestoppt wird.

Wir mussten dazu auch unser Fahrverhalten etwas anpassen, da wir früher meist langsam zur Ampel hinrollten und das System in diesem Fall den Motor nicht stoppen würde. Mittlerweile fahren wir ziemlich zügig auf die stehenden Autos auf und bremsen etwas später dafür stärker. So kommt das Auto schneller zum Stehen und der Motor wird abgeschaltet.

3 von 5 Sternen für den Motor

Das Fahrverhalten

dieses Kombis ist auch ohne Sportfahrwerk hitverdächtig. Obwohl es einen großen Unterschied macht welche Bereifung am Fahrzeug montiert ist. Mit den serienmäßigen 16″-Felgen neigt das Fahrzeug bei schnellen Lastwechseln zum Aufschaukeln. Je größer der Felgendurchmesser ist, desto besser wird das Fahrverhalten.

Im Reifenhandel kauften wir uns Alufelgen mit 18″ Durchmesser auf denen wir eine 225er Bereifung aufziehen ließen. Diese Bereifung ist unserer Meinung nach die ideale Kombination für den Leon ST. Das Fahrwerk reagiert damit noch relativ gelassen auf kurze Stöße und lange Wellen und vermittelt dabei den Eindruck unbeirrbarer Bodenhaftung. Mit 19″-Bereifung wurde es bereit unkomfortabel, weil dann die Stöße gut merkbar bis in die Sitze dringen und mein nicht mehr ganz junges Kreuz belasten.

An der Lenkung

fiel uns besonders auf, dass der Seat Leon ST auch in langgezogenen und schnell gefahrenen Kurven eine hohe Spurtreue hat und man sich das Nachkorrigieren sparen kann. Einen großen Anteil an dem Verhalten hat die angenehm direkte Lenkung die einem vor allem bei höheren Geschwindigkeiten ordentlichen Rückmeldungen von der Straße gibt. Manche Lenkungen geben einem ja das Gefühl als Passagier an Bord zu sein und lediglich Empfehlungen weiter zu geben die das Fahrzeug dann nach Lust und Laune ausführt.
Trotz der straffen und direkten Lenkung fällt das Einparken leicht. Hier ist das elektrohydraulische Prinzip ein klarer Vorteil.

Beim Anfahren

hat der Seat Leon ST dann ein bisschen Probleme mit der Bodenhaftung. Der frontgetriebene Wagen kämpft sichtlich mit den physikalischen Gesetzten und erfordert ab und zu einen beherzten Eingriff der AntriebsSchlupfRegelung die versucht die Drehzahl der Räder zu reduzieren und damit das Durchdrehen zu verhindern. Gerade bei feuchter Straße kommt das öfter vor. Dabei dürfte das System nicht nur über einen Bremseingriff arbeiten, da ich nach dem Eingreifen des ASR immer den Geruch einer übermäßig belasteten Kupplung in der Nase hatte. Möglicherweise täuscht mich meine Nase, oder aber es sind die Bremsbeläge die hier etwas stärker riechen. Grundsätzlich funktioniert das System aber recht gut und sorgt bald dafür, dass der Vortrieb einsetzt.

Schnell gefahrene Kurven

oder ein erzwungenes Auswichen bei höheren Geschwindigkeiten quittiert der Seat Leon ST mit einem leichten Schieben über die Vorderräder. Dieses bekommt man aber nur kurz mit, denn das ESP arbeitet schnell und in engen Grenzen. Der Seat Leon ist nicht als Sportwagen ausgelegt und das ESP daher auch nicht auf Zurückhaltung programmiert. Durch gezielte Bremseingriffe wird das Fahrzeug schnell und ziemlich effizient abgefangen und eine stabile Fahrlage zurück gebracht.

Das ESP ließe sich auch deaktivieren, wobei das bei diesem Auto nur Sinn macht, wenn man auf die dadurch ebenfalls zu deaktivierende Antriebsschlupfregelung verzichten möchte. Um das Auto im Winter aus dem Schnee zu schaukeln oder im Anhängerbetrieb kann eine Deaktivierung sinnvoll sein.

Das Getriebe

ist mit seinen sechs Gängen eher auf sparsames Fahren ausgelegt. Die ersten beiden Gänge wollen
schnell gewechselt werden. Sie sind entsprechend der schwachen Motorisierung so übersetzt, dass man den Wagen halbwegs vernünftig beschleunigen kann. Dementsprechend frühzeitig kann man in die höheren Gänge wechseln. So lässt sich der Seat bereits ab Tempo 60 km/h gut im sechsten Gang bewegen, wobei der Motor fürs Beschleunigen aus dieser Geschwindigkeit ohne zurück zu schalten einfach zu wenig Drehmoment hat. Erst ab etwa 80 km/h kann man entspannt beschleunigen ohne dabei im Getriebe umrühren zu müssen.

4 von 5 Sternen für
das Fahrverhalten

Die Kosten

halten sich beim Seat Leon ST mit der 1.2 Liter Maschine in Grenzen. Durch das 30.000 km Serviceintervall werden die Werkstattaufenthalte reduziert und man kann etwas bei den Betriebsmitteln sparen. Beim Spritverbrauch ist er kein Asket, aber auch nicht über die Maßen anspruchsvoll und für Ersatzteile und Zubehör hatten wir bei anderen Modellen schon tiefer in die Taschen gegriffen.

Für die Bereifung wurden folgende Beträge fällig:

  • Ein Satz Winterreifen Continental WinterContact TS850FR 205/55R16 für 360,- Euro inklusive Montage auf die originalen Alufelgen.
  • Ein Satz Sommerreifen Continental SportContact5 225/40R18 auf Platin Alufelgen für 1.170,- Euro inklusive Montage.
Gerade beim Reifenkauf ist es nicht unerheblich ob für ein Fahrzeug Standard-Reifendimensionen typisiert sind. Der Seat Leon ST fährt hier in der absoluten ‚Normal-Auto-Liga‘ weshalb man halbwegs günstige Reifen erhält. Im Vergleich dazu mussten wir bei unserem Kia Picanto für sogenannte Asphaltschneider (ziemlich schmale und kleine Bereifung) tiefer in die Tasche greifen, da es sich um ein kaum gängiges Sondermaß handelte.

Über die vergangenen zwanzig Monate hatten wir in etwa folgende Ausgaben:

  • Rund 2.950 Liter Treibstoff, der auf Grund des mittlerweile gesunkenen Ölpreises nun endlich wieder etwas günstiger ist, für knapp 3.600,- Euro.
  • Drei Kanister Castrol EDGE FST 5W-30 mit je fünf Liter für 120,- Euro
  • Ein 30.000 km-Service mit Klimaanlagen-Service und Innenreinigung für das wir ohne Motor-Öl (wir brachten unser Castrol mit) 220,- Euro zahlten (die Reinigung schlug mit 35,- Euro zu Buche).
Somit stehen einer Laufleistung von knapp über 2.000 km pro Monat Betriebskosten in der Höhe von etwa 220,- Euro pro Monat gegenüber. Dazu kommen noch etwa 90,- Euro für Haftpflicht und Vollkaskoversicherung in der niedrigsten Stufe sowie die österreichische KFZ-Steuer dazu.
Würde man nun auch noch den kalkulierten Wertverlust einrechnen, dann käme man auf monatliche Gesamtkosten in der Höhe von 460,- Euro. Auch wenn der Wert vielleicht überhöht wirkt, so ist er für ein Fahrzeug dieser Klasse schon recht vernünftig. Unser Peugeot 307 SW, den wir zuvor besaßen kostete uns zum Beispiel wegen der häufigen Reparaturen und des relativ hohen Verbrauchs 467,- Euro pro Monat, wobei wir bei diesem Wert noch keinen Wertverlust einrechneten. 
5 von 5 Sternen für die Kosten

Unser Fazit

ist durchwegs positiv. So fanden wir im Seat Leon ST einen treuen und variablen Begleiter mit einer guten Ausstattung zum angemessenen Preis und durchaus vernünftigen Betriebskosten.

Unser Seat Leon ST brachte uns nicht nur regelmäßig in die Arbeit, unsere Kinder in die Schule oder die ganze Familie zum Wandern, sondern war ein komfortabler Begleiter auf unserem 14-tägigen Euro-Roadtrip der uns über München nach Paris und weiter bis nach Pisa führte bevor wir die Runde in Österreich wieder schlossen. Dabei reizten wir trotz eines zweitägigen Shopping-Anfalls in Mailand die Kapazität des Laderaums nicht komplett aus und brachten neben dem Reisegepäck auch noch die Trophäen der Schnäppchen-Jagd des Ausverkaufs unter. Immerhin noch über 100 zusätzlichen Kleidungsstücke die wir allerdings aus den Einkaufstaschen in die Koffer umpackten. Schließlich sollte die Laderaumabdeckung noch zu schließen sein. In diesen 14 Tagen legten wir über 4.000 km zurück und kamen an jeder unserer Stationen erholt an.

Auch die 25 Skitage der vergangenen Winter-Saison bereiteten unserem Kombi keinerlei Probleme. Durch die Durchlade zwischen den hinteren Sitzen konnten wir sogar auf den Einsatz der Dachbox verzichten. Für Snowboarder wird der Dachtransport vermutlich unumgänglich sein, zumindest wenn mehr als drei Personen im Auto sitzen sollen. Lediglich die Tatsache, dass sich die Jüngsten auf den Rücksitzen nicht mehr selbst angurten können sobald die Durchlade geöffnet ist war etwas unpraktisch. Die Kinder konnten die Gurtschlösser nicht erreichen die zwischen der auf der Sitzfläche liegenden Klappe und ihren Kindersitzen steckten.

Lediglich der etwas brustschwache Antrieb ist ein kleiner Wermutstropfen. Dieser Motor kann nur eine reine Vernunft-Entscheidung sein, denn Freude oder gar Spaß am Fahren kommt mit dieser Motorisierung keine auf. Aus heutiger Sicht und bei der aktuellen, etwas günstigeren Preisgestaltung würde ich eher zum Seat Leon ST Executive TSI 1.4 DSG ACT Start/Stopp mit 150 PsS und automatischem Getriebe greifen. Der Listenpreis dieses Modells liegt knapp zwar Jahre nach der Markteinführung des ST bei gleichwertiger Ausstattung nur um 2.300,- Euro über dem von unserem Leon ST. Damals wäre das der Aufpreis für das DSG gewesen, welches ich unbedingt empfehlen kann. Die etwas stärkere Motorisierung um den fehlenden Spaßfaktor auszugleichen ist ebenso empfehlenswert. Umso mehr als sich der Aufpreis für den wesentlich stärkeren und dabei sparsameren Motor in Grenzen hält.

Der Seat Leon ST ist ein perfektes Familienfahrzeug, das in Kombination mit der 1.4 TSI Maschine und dem schnell und nahezu unbemerkt schaltenden DSG sogar Spaß machen kann. Da wir auf unserer Seite keinen halben Sterne vergeben und vier Sterne eine Unterbewertung darstellen würden, geben wir guten Gewissens volle fünf Sterne Für den Leon ST. Dabei spielte vor allem der niedrige Einstandspreis und die hochwertige Verarbeitung neben der guten Ausstattung und den vernünftigen laufenden Kosten eine große Rolle.

5 von 5 Sternen

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